Hinterbliebenengeld – Übersicht (Stand 04/2021)
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Hinterbliebenengeld (§ 844 Abs. 3 BGB oder § 10 Abs. 3 StVG) fügt sich in den gesetzgeberisch vorgesehenen Rahmen bzw. die bisherigen Entscheidungen zum Schmerzensgeld ein. Wie das OLG Düsseldorf verdeutlicht, hat die Einführung des Hinterbliebenengeldes selbstverständlich auch keine Auswirkung auf alte Sachverhalte vor Einführung des Hinterbliebenengeldes.
Hinterbliebenengeld kommt somit in Betracht für Sachverhalte, in denen die zum Tod führende Verletzung ab dem 22.07.2017 eingetreten ist (zutreffend: OLG München im Endurteil vom 25.03.2021, Az. 1 U 1831/18; Anwendungsbereich verkannt: LG Limburg).
Falls ein Geschädigter auch Schmerzensgeldansprüche besitzt, erhöht das Vorliegen beider Anspruchsgrundlagen nicht den Gesamtanspruch. Vielmehr geht sonst der eine Anspruch in dem anderen auf bzw. ist der Anspruch auf Hinterbliebenengeld in der Höhe subsidiär, vgl. LG Bonn und OLG Koblenz. Gesperrt ist ein Anspruch auf Hinterbliebenengeld, wenn der Schädiger nach den Vorschriften des SGB VII privilegiert ist, vgl. LG Koblenz und LG Mainz, aA OLG Koblenz.
Die Ansicht des OLG Koblenz, dass Ansprüche auf Hinterbliebenengeld nicht nach den Vorschriften der §§ 104 f. SGB VII ausgeschlossen seien, ist abzulehnen. Sowohl § 104 SGB VII als auch § 105 SGB VII schließen Ansprüche aus und benennen dabei ausdrücklich auch die Angehörigen und Hinterbliebenen, denen kein Ersatz geschuldet werde. Der BGH hat zwar für das originär beim Angehörigen entstandene Schmerzensgeld eine Ausnahme gemacht – aber nur für das bei ihm in Person entstandene Schmerzensgeld. § 844 Abs. 3 BGB knüpft hingegen unmittelbar daran an, dass jemand „ersatzpflichtig‟ sein muss. Und das ist er bei einer ausschließlichen Verletzung des Mitarbeiters bzw. Arbeitskollegen nicht.
Nachstehend ein Überblick über einige veröffentlichten Entscheidungen:
Betrag | Näheverhältnis | Bemessungsgründe | Haftungsgrund | Gericht | |
0 | Sohn einer Getöteten | kein Anspruch auf Hinterbliebenengeld wegen des zeitlichen Anwendungsrahmens (ab 22.07.2017) | Versterben am 14.10.2015 im Rahmen einer Krebsbehandlung | OLG München im Endurteil vom 25.03.2021, Az. 1 U 1831/18 [eingefügt 19.04.2021] |
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0 | Mutter einer Getöteten | kein Anspruch auf Hinterbliebenengeld, weil Schmerzensgeldanspruch höher ist und dem Hinterbliebenengeld vorgeht | Mord am 29.06.2019 | LG Bonn, Urteil vom 03.12.2019 – 24 Ks 7/19 [eingefügt 21.10.2020] |
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0 | Schwiegermutter einer Getöteten | kein Anspruch auf Hinterbliebenengeld wegen Sperre nach §§ 104, 105 SGB VII | Arbeitsunfall am 14.03.2018 | LG Koblenz, Urteil vom 24. April 2020 – 12 O 137/19 [eingefügt 21.10.2020] |
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0 | Schwipschwägerin kein ausreichendes Näheverhältnis |
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Verkehrsunfall am 14.09.2016 | LG Limburg, Urteil vom 22.03.2019 – 2 O 177/18 [eingefügt 10.08.2020] |
0 | Ehemann Näheverhältnis widerlegt |
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Verkehrsunfall am 14.04.2018 | LG Traunstein, Endurteil v. 11.02.2020, Az. 1 O 1047/19 | |
0 | Angehörige nach § 844 Abs. 3 BGB Näheverhältnis widerlegt |
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Mord | BGH, Beschluss vom 18.05.2020, Az. 6 StR 48/20 | |
2.000 | Vater eines 19-jährigen Verstorbenen |
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Mord in 09/2017; Haftung des Schädigers 100% | LG Osnabrück, Urteil vom 09. Januar 2019 – 3 KLs 4/18 [eingefügt: 21.10.2020] | |
3.000 | Schwiegertochter einer Verstorbenen | Verkehrsunfall in 2018; Haftung des Schädigers 100% | LG München II, Endurteil vom 17.05.2019 – 12 O 4540/18 | ||
5.000 | Vater eines verstorbenen 20-Jährigen |
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Verkehrsunfall Haftung des Schädigers (maximal) 50% |
OLG Koblenz, Beschluss vom 31.08.2020 – 12 U 870/20 [eingefügt 08.01.2021] |
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5.000 | Bruder eines 60-jährigen Verstorbenen |
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Verkehrsunfall Haftung des Schädigers 100% |
Landgericht Tübingen, Urteil vom 17. Mai 2019, Az. 3 O 108/18 |
5.000 | Sohn einer Verstorbenen |
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Verkehrsunfall in 2018; Haftung des Schädigers 100% | LG München II, Endurteil vom 17.05.2019 – 12 O 4540/18 | |
5.000 | Bruder eines 60-jährigen Verstorbenen |
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Verkehrsunfall Haftung des Schädigers 100% |
Landgericht Tübingen, Urteil vom 17. Mai 2019, Az. 3 O 108/18 |
6.500 | Tochter eines Unfallopfers |
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Verkehrsunfall in 2018 Haftung des Schädigers 100% |
Landgericht Flensburg, SCHLÜNDER: 1304-2019 [eingefügt 14.08.2020] |
7.500 | Kinder eines 60-jährigen Verstorbenen |
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Verkehrsunfall Haftung des Schädigers 100% |
Landgericht Tübingen, Urteil vom 17. Mai 2019, Az. 3 O 108/18 | |
8.000 | erwachsene Tochter einer Verstorbenen |
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Mord in 08/2019 Haftung des Schädigers 100% |
LG Münster Urteil vom 16.07.2020 – 2 Ks-30 Js 206/19-23/19 [eingefügt 08.01.2021] |
10.000 | Ehemann einer Verstorbenen |
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Unfalltod Haftung des Schädigers 100% |
Landgericht Wiesbaden, Beschluss vom 23.10.2018, Az. 3 O 219/18 | |
12.000 | Ehefrau eines 60-jährigen Verstorbenen |
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Verkehrsunfall Haftung des Schädigers 100% |
Landgericht Tübingen, Urteil vom 17. Mai 2019, Az. 3 O 108/18 |
15.000 | Mutter und Vater einer 16-jährigen Verstorbenen |
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Verkehrsunfall am 30.04.2018 Haftung des Schädigers 100% |
LG Leipzig, Urteil vom 08.11.2019 – 05 O 758/19 [eingefügt: 21.10.2020] |